Zwitterland - das Buch

„Gertrud, wo ist meine Zeitung?“

„An deinem Platz. Kommst du bitte zum Frühstück.“

„Gleich, ich such nur noch die Zeitung.“

„Frühstück ist fertig. Die Zeitung liegt auf dem Tisch.“

„Ich möchte wissen, wie das Wetter wird. Kannst

Du mir sagen, wo die Zeitung ist?“

„An deinem Frühstücksplatz!“

„Ich habe keinen Hunger. Ich suche die Zeitung.“

Nie hätte ich gedacht, dass Gespräche dieser Art je meinen Alltag bestimmen würden. Doch dann kam der Zeitpunkt, als ich das Wort „Alltagskompetenz“ in meinen Sprachschatz aufnahm. Es war die Zeit, als sich mein Mann veränderte, als Dinge passierten, die nicht mehr mit: „Das ist nun mal im Alter so“ gedeckelt werden konnten.

Später erhielten wir die Diagnose >Alzheimer Demenz<. Das war nicht beruhigend, es erklärte mir nur einiges. Ich begann, Gedichte zu schreiben und Bilder zu malen. Kein Sammeln von täglichen Problemen oder Fakten zu der Krankheit, vielmehr das Schreiben über Emotionen.

Die erste Lektion hieß zuhören. Danach galt es Ängste, Unsicherheiten, eigene Veränderungen wahrzunehmen, Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Es sind schmerzliche Erfahrungen. Eine große Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass man aus Liebe den Partner nicht verletzt, ihn nicht frisst. Zweifel muss man zulassen und aushalten und letztlich die Welt, in die ein Erkrankter geht, als seine Realität ernst nehmen. Das kostet viel Kraft. Zwischen Verstand und Gefühl klafft häufig eine große Lücke.

Das Miteinander findet fortan auf einer anderen Ebene statt. Mein verstorbener Mann nannte seine neue Welt das Zwitterland. Er hat es immer wieder beschrieben. Und plötzlich machte der Satz: „Ich will nach Hause, wann gehen wir nach Hause?“ Sinn. Denn dort war all das, was ihm Sicherheit bot und wo er sich wohl fühlte. Ein Ort, zu dem die Angehörigen keinen Zutritt haben.


Fast zehn Jahre lang habe ich meine Erfahrungen in Gedichten und Bildern erfasst. Daraus entstand das beim Klecks-Verlag erschienene Buch „Zwitterland“. 

Kommen Sie mit auf eine Reise in die Demenz. 

Zwitterland

Eine Reise in die Demenz


Demenz – was für eine gemeine Erkrankung! Sie raubt dem Erkrankten sein Wesen und seinen Verstand und nimmt den Angehörigen und Freunden einen geliebten Menschen. 

Doch wie erlebt die Familie diesen Weg des langsamen und schmerzlichen Abschieds?

Es ist ein Weg, auf dessen Etappen sozialer Ausschluss und der Kampf gegen Entfremdung und Hoffnungslosigkeit genauso liegen, wie auch frohe, kuriose und komische Erlebnisse. In über zehn Jahren der liebevollen, häuslichen Pflege meines Mannes fand ich in der Kunst eine Möglichkeit, meine und seine Emotionen auszudrücken. Nächtelange Gespräche waren dafür die Grundlage. 
Kommen Sie mit auf eine Reise abseits von Kraft raubenden, organisatorischen und 
bürokratischen Hindernissen. Kommen Sie mit auf die emotionale Reise nach Zwitterland. 

Erhältlich im Buchhandel:
ISBN 978-3-95683-324-3

Zwitterland eine Reise in die Demenz, Buch Demenzkunst